Menschen mit Beeinträchtigungen diskutieren über gesellschaftliche Teilhabe in Hamm
Wie können wir unsere Bedürfnisse und Wünsche sichtbar machen? Was können wir selbst zur Verbesserung unserer Situation beitragen und wo fehlt es an politischen Mitsprachemöglichkeiten?
Der Verein für körper- und mehrfach behinderte Menschen in Hamm (vkm) und der Wittekindshof haben zu diesen Themen nicht ÜBER, sondern MIT denjenigen gesprochen, die es persönlich betrifft:
Acht Menschen mit verschiedenen Beeinträchtigungen waren an zwei Tagen zu einem Workshop eingeladen, unter dem Motto „Ich bin Hamm(er)!“ Sie sollten einfach mal Beispiele zusammentragen, wie es um die Inklusion in unserer Stadt bestellt ist.
„Wir mussten gar keine Stichpunkte geben. Es ist nur so aus ihnen herausgesprudelt“ erzählt Carsten Hagemann vom Wittekindshof. „Ebenso unterschiedlich wie die Lebenswelten der Teilnehmer sind auch ihre Wünsche an die Politik, und die haben sie sehr klar und deutlich formuliert.“
Die Liste der Themen reichte von barrierefreiem Wohnraum über inklusive Freizeitangebote auch am Wochenende bis hin zu einer Art Wegweiser über alle Angebote für beeinträchtigte Menschen in leichter Sprache. Jennifer Buhla vom vkm Hamm war beeindruckt von der konstruktiven Herangehensweise: „Es ging den Teilnehmenden nicht nur darum, Forderungen aufzustellen, sondern sie haben auch ganz konkret den Wunsch, mitzuwirken, gehört zu werden und als Experten in ihrer Sache mitentscheiden zu dürfen.“
Die Ergebnisse des Workshops, der von der Werkstadt für Demokratie und Toleranz finanziell unterstützt wurde, haben die Teilnehmer jetzt unter anderem der neuen Inklusionsbeauftragten der Stadt, Sema Olukcu, vorgestellt. Im Café des Wittekindshofs in der Hammer Innenstadt hörte sie aufmerksam zu und machte sich viele Notizen zu den Ideen und Vorschlägen, die eingebracht wurden. „Wir sind sehr dankbar für alle konkreten Hinweise, wo es in der Stadt bei der Inklusion hakt. Denn nur dann können wir gemeinsam Lösungen finden“, so Olukcu. Viele Themen betreffen nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen, sondern auch ältere Menschen, Kinder oder Mütter mit Kinderwagen. „Ein kaputter Radweg ist für alle Radfahrer gefährlich und eine Arztpraxis ohne Fahrstuhl für alle Patienten nicht optimal“, nennt Andreas Pieper Sachgebietsleiter im Amt für Soziales in Hamm ein paar Beispiele. Manche Dinge, wie öffentlich geförderte Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, seien einfach nicht bekannt genug. Und die Forderung nach barrierefrei zugänglichen Spielplätzen in Hamm werde bereits schrittweise umgesetzt. Mütter von Kindern mit Handicap seien herzlich eingeladen, mit einer Mitarbeiterin des Amtes Spielplätze dahingehend zu prüfen und Verbesserungsvorschläge zu machen.
Generell wollen die Teilnehmer des Workshops die neue Inklusionsbeauftragte gern bei ihrer Arbeit unterstützen und ihre Themen auch in relevanten städtischen Gremien und Facharbeitskreisen präsentieren, unter anderem im Arbeitskreis für Behinderte und im Behindertenbeirat der Stadt Hamm. Sema Olukcu versprach, die Workshop-Präsentation in der übernächsten Sitzung mit auf die Tagesordnung zu nehmen.